Die "Sunlight-Affaire" des Jahres 1899
Ausländische Investionen finden im Deutschland des Jahres 1899 nur sehr geringe Gegenliebe, wie die "Seifensieder-Zeitung und Revue über die Harz-, Fett- und Oelindustrie Augsburg" zu berichten weiß. Auch modernes Marketing wird kritisch betrachtet...

Die Lage der deutschen Seifenindustrie.

Das alte Jahr ist zu Ende, das neue hat bereits seinen Einzug gehalten. In den Kreisen der deutschen Seifenindustrie hat das alte Jahr meistenteils keine freudigen Erinnerungen zurückgelassen und der Entwickelung der Verhältnisse im neuen Jahre sieht man mit banger Furcht entgegen. Die Seifenpreise sind im letzten Jahre trotz des Steigens der Fettpreise nicht entsprechend in die Höhe gegangen. Die Bemühungen der Verbände die Preise zu befestigen, sind nicht mit dem gewünschten Erfolg begleitet gewesen, die Konkurrenz ist im letzten Jahre durch das Entstehen einer stattlichen Anzahl neuer Fabriken immer mehr gewachsen und vielen Fabrikanten dürfte die beendigte Bilanz unangenehme Ueberraschungen bringen.

Besonders mancher kleinere Seifenfabrikant wird sich in dem neu begonnenen Jahre fragen, wie wird das enden? Zu allem anderen kommt noch das drohende Gespenst der englischen Konkurrenz. Die Nachricht von der beabsichtigten Gründung einer grossen englischen Seifenfabrik in Mannheim hat gar manchen deutschen Fabrikanten die Neujahrsfreude und die Hoffnung auf bessere Zeiten geraubt. Mit grösster Angst erwartet man von vielen Seiten, selbst von solchen, welche scheinbar die englische Konkurrenz nicht fürchten, den Erfolg der Petitionen an die badische Regierung, um der englischen Gesellschaft die Konzession zu verweigern. Wenn auch der Regierung bei der heute herrschenden Gewerbefreiheit kein gesetzliches Mittel zur Verfügung steht, der betreffenden Firma die Konzession geradezu abschlagen zu können, so liegt es vielleicht doch in deren Macht, die Konzession derartig zu erschweren, dass den Engländern die Lust zu einer solchen Gründung vergeht. Wollen wir das Beste hoffen, denn der ohnehin so schwierige Kampf um‘s Dasein der kleineren deutschen Seifenfabrikanten würde fast, zur Unmöglichkeit werden. Eine grössere Anzahl kleinerer Betriebe würde jedenfalls dem Untergange geweiht sein. Einer Wiederholung von derartigen Gründungsversuchen, welche bei etwaiger Realisierung den Untergang eines grossen Teils unseres Mittelstandes zur Folge haben würden, liesse sich am besten durch ein entsprechendes Gesetz vorbeugen. Aber selbst wenn die Fabrik in Mannheim wirklich zur Ausführung kommen sollte, so dürfen unsere süddeutschen Seifenfabrikanten noch nicht alle Hoffnung aufgeben, sondern Mittel und Wege suchen, der neuen Konkurrenz erfolgreich gegenüber zu treten. In erster Linie liesse sich durch Selbsthilfe vieles erreichen. Wenn sich die Seifenfabrikanten eines grösseren Bezirkes nach Art der landwirtschaftlichen Genossenschaften zum gemeinschaftlichen Einkauf von Rohmaterialien vereinigen würden, so würden sie einem solchen Unternehmen gegenüber auch konkurrenzfähiger sein, und ihre Selbständigkeit wäre dadurch gewahrt.

Die Sunlightseife ist eine kaltgerührte gute Harzkernseife, mit einem hohen Prozentsatz weichen Oelen (Cottonöl) und zirka 10% Harz. Die Seife soll nach dem Sunlightseifenkalender 75,31% Fettsäuren enthalten. Wie alt das untersuchte Stück gewesen und wie stark dasselbe bereits ausgetrocknet war, ist nicht bemerkt. Auch eine stark ausgetrocknete abgesetzte la Kernseife kann einen so hohen Prozentsatz Fettsäure enthalten. Ich selbst untersuchte ein gepresstes Doppelstück, welches 300 g wiegen sollte. Dasselbe hatte aber nur noch 285 g und ergab bei der Analyse 67,8% Fettsäureanhydrid. Freies Alkali war nicht vorhanden, dagegen eine Spur unverseiftes Fett.

Eine derartige hellgelbe Harzkernseife welche der Sunlightseife im Aussehen möglichst ähnlich und auch die starke Schaumbildung dieser Seife besitzt, dürfte für die deutschen Seifensieder auch kein unüberwindliches Problem sein. Wenn nun die deutschen Seifenfabrikanten vor der Inbetriebsetzung des englischen Etablissements (wenn es dazu wirklich kommen sollte) eine derartige Seife allerorts in Handel bringen, so dürfte es den Herren Lever Bros nicht so leicht werden, in's Geschäft zu kommen, zumal eine derartige Reklame, wie sie die Firma in der Schweiz macht, in Deutschland unter das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb fallen dürfte, dessen Verschärfung wünschenswert wäre.

Eine Aufklärung des Publikums in den Tageszeitungen wie solche in der Schweiz leider erst seit kurzer Zeit geschieht, dürfte auch von grösstem Nutzen sein. Die Angaben über die Ausdehnung des zu erstellende Etablissements müssen auch noch mit grösster Reserve aufgenommen werden, da über die Grösse der in Olten (Schweiz) erstellten Anlage ganz fabelhafte Gerüchte in Umlauf waren, und in Wirklichkeit ist die Anlage nicht grösser, als eine unserer bedeutenderen Offenbacher Seifenfabriken. Sehen wir also mit getrostem Mut der Zukunft entgegen, setzen wir alle Hebel in Bewegung, um die Gründung dieser Konkurrenzfabrik zu verhindern, aber lassen wir auch die Hoffnung nicht sinken, wenn diese Anlage doch zur Ausführung kommen sollte, setzen wir dem englischen Starrsinn die echte deutsche Beharrlichkeit entgegen, so werden wir die englische Konkurrenz auch auf dem Gebiete der Seifenfabrikation, wie dies schon auf so manchen anderen Gebieten geschehen. erfolgreich aus dem Felde schlagen können!



Gegenwärtiger Stand der Sunlight-Affaire

Mit Freuden konstatieren wir, dass die von uns anfangs November in Scene gesetzte Agitation gegen die Sunlightkonkurrenz nunmehr im besten Gange ist. Unsere, an die bedrohten Seitenfabrikanten in Zirkularen wiederholt ergangenen Aufrufe sind nicht unerhört verhallt und gaben Anregung zu einer allgemeinen Erhebung gegen die gemeinsame Gefahr. Die zufolge unserer Zirkulare von allen Seiten uns gelieferten, wertvollen Grundlagen setzten uns schon im November in den Stand, eine Eingabe beim Magistrat Mannheim einzureichen und auch der Grossherzoglichen Regierung von Baden wichtiges Material in der Sunlightaffaire zu unterbreiten, das von hoher Stelle gütigst entgegengenommen wurde.

Um der eingeleiteten Bewegung weiteren Nachdruck zu verleihen, haben wir dieser Tage eine Massenpetition, versehen mit den Unterschriften von mehr als 100 bedrohten, badischen Seifenfabrikanten bei der Grossherzoglichen Regierung eingereicht und zwar auf den vielseitig gehegten Wunsch unserer geehrten Abonnenten, nachdem uns auch aus Kreisen der von uns ebenfalls angerufenen Reichstagsabgeordneten dazu geraten wurde.

Auch der Verband der Seifenfabrikanten für das südwestliche Deutschland tritt nunmehr in Aktion, wie aus nachstehender Einladung zur Generalversammlung in Karlsruhe zu ersehen ist, zu deren Verbreitung wir auf Ansuchen der Vorstandschaft des Verbandes im Interesse der guten Sache gerne beitragen.

Einladung.

In der am Sonntag, den 26. November curr in Strassburg abgehaltenen Vorstandssitzung unseres Verbandes wurde beschlossen, auf Sonntag, den 15. Januar 1899 eine Generalversammlung nach Karlsruhe zu berufen. Wir laden deshalb unsere geehrten Herren Kollegen zu dieser Generalversammlung höflichst ein und bitten Sie, von der nachfolgenden Tagesordnung Kenntnis nehmen zu wollen. In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Generalversammlung bitten wir alle Herren Kollegen dringend, dabei zu erscheinen. Es liegt im wohlverstandenen Interesse aller, in der für uns einbrechenden, schwierigen Zeit festgeschlossen zusammen zu stehen, um uns vor dem Ruin unserer Geschäfte zu schützen, und es ist deshalb unbedingt geboten, Mittel und Wege zu beraten, die es uns ermöglichen, dem Eindringen der Grossindustrie wirksam entgegenzutreten. auf dem Wege eines ruhigen Fortschrittes unsere Geschäfte zu heben und unsere Gesamtlage nach und nach zu verbessern. Es fehle deshalb keiner und jeder bringe den besten Willen zu gutem Rate mit denn wir müssen und wollen anstreben, das zu erhalten, was wir zum Teile von unseren Vätern übernommen, zum Teile selbst begründet und in jahrelangem Streben gefördert haben, unsere Seifenindustrie; wir wollen darin weiterarbeiten als selbständige Gewerbetreibende, zum Wohle unserer Angehörigen, zum Wohle unseres gemeinsamen Vaterlandes im Interesse eines selbständigen Mittelstandes. Mit kollegialem Grusse! Renchen (Baden), den 29. Dezember 1898.

Der Vorstand des Verbandes der Seifenfabrikanten für das südwestliche Deutschland : Alois Bacheberle, Karl Wagner, Karl Kiefer.

Tagesordnung für die am Sonntag, den 15. Januar 1899, vormittags 10 Uhr, in Karlsruhe, im Saale des Hôtels zum Weissen Bären, Karl Friedrichstrasse Nr. 28, stattfindende Generalversammlung des Verbandes der Seifenfabrikanten für das südwestliche Deutschland:
1. Bericht des Vorstandes über seine bisherige Thätigkeit;
2. Beratung über die in unserem Fragebogen vorn 28. Okt. näher bezeichneten Punkte und Beschlussfassung über dieselben;
3. Beratung und Beschlussfassung über den Standpunkt, den unser Verband gegenüber dem Auftreten des Grosskapitals in unserer Branche einnehmen soll und hieran anschliessend über die Schritte, die dieser Konkurrenz gegenüber gethan werden sollen.

An dieser Versammlung wird der Einladung folgend, auch unser Herr Redakteur teilnehmen und bitten wir unsere geehrten Abonnenten, soweit irgend möglich, ebenfalls zu erscheinen und in Wort und That mitzuhelfen, damit eine wirksame Demonstration zu stande kommt. Wir zweifeln nicht, dass unsere geehrten Abonnenten, namentlich in den bedrohten Gegenden auch unserem heutigen, wohlgemeinten Aufrufe Folge leisten werden, in Anbetracht der Begeisterung für die gute Sache, die unsere bisherige Thätigkeit hervorzurufen vermochte und die fortwährend Ausdruck findet in zahlreichen Zuschriften und Vorschlägen, wie nachstehend:

Verehrl. Redaktion der Seifensieder-Zeitung!
Unsere Sympatie zur Bewegung gegen die Sunlight-Seifenfabrik besitzen Sie natürlich ungeteilt, wenn auch Norddeutsche, so werden neben uns auch alle andere Siedereien schwer von der Gründung der genossenschaftlichen Gesellschaft betroffen werden. Wir schliessen uns der Petition hierdurch an und sind sogar erbötig in und um Krefeld zu den einzelnen Seifenfabrikanten hinzu-gehen und solche zur Petition gegen die Sunlight-Seifenfabrik zu veranlassen. Für den Fall, dass Beiträge nötig sind, erweisen wir uns erbötig, unseren Anteil sofort zu übermitteln. Hochachtend!

So lange solche für die Standesinteressen eifrig bedachte Fachleute zur Seite stehen, werden wir unentmutigt weiter kämpfen und fortwährend auf Mittel und Wege sinnen, um die deutsche Seifenindustrie zu heben und zu schützen. So hoffen wir, dass Deutschland verschont bleibe von den verderblichen Umtrieben der Sunlightgesellschaft mit ihrer Reklamekomödie, wozu der nachfolgend geschilderte Festrummel gelegentlich der Eröffnung der Helvetiaseifenfabrik eine deutliche Illustration gibt.
So schreibt das Oltener Tageblatt v. 14. X,
»Es war ein eigenartiges Fest, das am Mittwoch hier gefeiert wurde und das mit seinem Programm und seinen zahlreiche Hände beschäftigenden Vorbereitungen schon längst die Neugierde wachgerufen und Tage, ja Wochen lang einen Hauptgegenstand des Gesprächs, der hiesigen, wie der Bevölkerung der Nachbargemeinden gebildet hatte.
Die unten im Tannwald im Laufe dieses Sommer rasch entstandene Helvetia-Seifenfabrik beging in festlicher Weise den Beginn ihrer Geschäftsthätigkeit und die Weihe des Hauses. Solche Festlichkeiten sind vielfach auch schon anderwärts dagewesen; sie fanden aber zumeist in engerem Kreise statt. Was dem heutigen Feste seinen besonderen Charakter verlieh, waren nicht nur die umfangreichen Zurüstungen, die für dasselbe getroffen waren und die grosse Zahl der Festteilnehmer; es war insbesonders die Mannigfaltigkeit und Vielsprachigkeit derselben, da man unter ihnen nicht blos die drei Landessprachen und zumal das Schweizerdeutsche in der Verschiedenheit seiner Mundarten vernahm, sondern dazwischen auch die etwas fremdartigen, unserem Volke aber nicht ganz ungewohnten Laute des englischen Sprachidioms zu hören bekam. Dazu kam der weitere Umstand, dass das Fest zum Schlusse vor die Oeffentlichkeit sich begab und die gesamte Bevölkerung unserer Stadt und der Umgebung ins Interesse zog, indem es ihm ein Schauspiel bot, das zu allgemeiner Freude dienen sollte.

Wie kann der Oelmüllerei geholfen werden? Oel- und Fettzeitung (1904)

Ölmühlenindustrie

Wie kann der Oelmüllerei geholfen werden?

Betrachtungen eines Oelmüllers. (Nachdr. Verb.)
„Öl- und Fettzeitung, 1904“

Zu den blühendsten Gewerbezweigen in Deutschland gehörte ehedem die Oelmüllerei. Diese versorgte das Land mit fast allen Oelen, welche überhaupt in der Industrie und im Haushalt verbraucht wurden. Amerikanisches Petroleum, russisches Schmieröl, italienisches Olivenöl und afrikanisches Erdnussöl waren in jener glücklichen Zeit der deutschen Oelmüllerei noch etwas unbekanntes innerhalb der Grenzen des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Der Fortschritt der Zivilisation brachte eine gewaltige Vervollkommnung der Verkehrsmittel und infolge dessen auch eine Einflutung ausländischer Produkte mit sich. Die Oelmüllerei vertraute auf ihr gutes Glück, bekümmerte sich wenig um die Vervollkommnung der Technik und war nicht wenig überrascht, als sie sich durch die fremden Erzeugnisse eines Tages vollkommen aus ihrer bis dahin innegehabten Position verdrängt sah.

Gar mancher Oelmüller musste seinen Betrieb einstellen und zu einer anderen Berufsart übergehen. Andere, die bis dahin eine gesicherte Stellung innegehabt hätten, sahen sich einem harten Kampfe um das Dasein ausgesetzt und letzterer ist den meisten Oelmüllern beschieden geblieben bis auf den heutigen Tag. Allerdings meine ich mit „Oelmüllern" nicht die grossen Oelindustriellen, welche fabrikmässig betriebene Oelmühlen ihr Eigentum nennen, sondern die mittleren und kleineren Oelproduzenten mit mässig grossem oder kleinem Betriebe. Vergessen darf man allerdings nie, dass an der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Oelmüller auch die in den letzten fünfzig Jahren gewaltig gewachsenen Ansprüche an die Lebenshaltung Schuld tragen. Das Luxusbedürfnis ist enorm gestiegen, die Anforderungen für den täglichen Lebensunterhalt haben sich verdoppelt und verdreifacht, und sehr richtig bemerkt ein bedeutender Volkswirtschaftler, dass wohl kein Mensch aus dem kleineren Mittelstande heutzutage in der Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit leben möchte, welche seinem Grossvater und Urgrossvater eigen waren. Nichtsdestoweniger sind die Klagen der mittleren und kleineren Oelmüller in den meisten Fällen begründet, soweit der tatsächliche Zustand ihrer Verhältnisse in Betracht kommt.

Vollkommen Unrecht aber haben die Müller, wenn sie die Schuld an den obwaltenden Bedingungen einzig und allein anderen Leuten und den bösen Zeitläufen zuschieben oder vielleicht gar darauf rechnen, dass ihnen durch Reichs- oder Staats-Gesetzgebung nachhaltige Hülfe zu teil werden könnte. Die Oelmüller, welche in moderner Zeit mit Erfolg arbeiten wollen, müssen sich auch den modernen Geschäftsgeist zu eigen machen. Die Zeiten, wo man gemütlich vor seiner Mühle sass und beschaulich darauf wartete, dass die Kunden von selbst herbeikämen, und dass das Geschäft sich überhaupt von selbst ganz glatt abwickelte, sind endgültig vorüber. Gar mancherlei tut dem Oelmüller not. Da ist zunächst die Vermehrung seiner technischen Kenntnisse! Hierum sieht es bei der Mehrzahl der Oelmüller leider gar schlecht bestellt aus. Von der modernen Oelmühlentechnik haben nur wenige eine volle Kenntnis.

Allenfalls stützt sich ihre Wissenschaft auf die Berichte verkaufssüchtiger Geschäftsreisender, welche angeblich moderne und unübertreffliche Einrichtungen, Maschinen, Apparate und Gerätschaften anpreisen, häufig ohne selbst eine Ahnung von dem Werte oder Unwerte der von ihnen vertriebenen Fabrikate zu haben. Einzelne deutsche Staaten, insbesondere z. B. das Grossherzogtum Baden, haben für Handwerker und Gewerbetreibende sogenannte Meisterkurse eingerichtet, in welchen selbständigen Kleinindustriellen Unterricht und Aufklärung über die neueren Vervollkommnungen in ihrer Branche gegeben wird. An die Oelmüller hat hierbei aber leider noch niemand gedacht. Und doch wäre gerade für diese eine gediegene und unparteiische Belehrung von so sehr grossem Werte! Sollte es denn nicht möglich sein, dass die Regierungen an einigen günstig gelegenen Plätzen des Reiches von Zeit zu Zeit Kurse für Oelmüller veranstalteten, ebenso wie s olche für Färber, Holzbearbeiter, Gerber u. s. w. schon häufig stattgefunden haben? Wenn die Oelmüller darüber einig würden, von ihren Regierungen die Einrichtung derartiger Kurse zu erbitten, so würden sie gewiss hierbei Erfolg haben, ja, es ist anzunehmen, d ass die meisten Regierungen wohl ohne weiteres bereit wären, hier und da, einen Kursus stattfinden zu lassen, wenn nur erst etwa 12 oder 20 Oelmüller im Voraus erklärten, dass sie bereit sind, daran teilzunehmen.

Nicht minder wichtig wäre eine gründliche Vorbildung der Müllersöhne und des sonstigen jungen Nachwuchses der Öelmüllerei. Wir haben in Deutschland heute unzählige Schulen für die verschiedensten Berufsarten. Die einst so blühende und noch immer durchaus lebenskräftige Oelmüllerei verfügt aber über keine einzige Unterrichtsanstalt. Möchte nicht jeder verständige Oelmüller mit Freuden die Kosten opfern, welche es erfordern würde, seinen Sohn etwa sechs Monate lang oder auch länger auf einer solchen Schule verweilen zu lassen? Die deutschen Wagner, deren finanzielle Verhältnisse im allgemeinen wohl die unserigen keineswegs übertreffen, geben ein sehr gutes Beispiel, indem sie ihre Jungen in grosser Anzahl der vor einer Reihe von Jahren in Hamburg begründeten staatlichen Wagenbauschule zuführen.

Freier Meinungsaustausch.

Da die „Oel- u. Fett-Ztg." unter der Ueberschrift „Die Oelmüllerei" uns Oelmüller auffordert, für die Hebung unserer Branche durch Mitarbeiterschaft in dieser Zeitschrift zu wirken, so möchte ich als praktischer, erfahrener Fachmann den Versuch machen, die Oelmüller zu gegenseitigem Gedankenaustausch an dieser Stelle anzuregen. Unser Beruf ist ein schwergedrückter, der Verdienst gering, die Arbeitszeit sehr lang, und es bleiben uns in der Woche nur wenige Stunden zum Lesen und Schreiben übrig. Andererseits wird über unsere Branche viel zu wenig geschrieben. Allerdings erscheint einmal in dieser oder jener Zeitung ein Artikel über die Oelmüllerei; davon erfahren doch aber nur immer diejenigen Kollegen, welche in der betreffenden Gegend ansässig sind. Da ist es nun sehr erfreulich, dass wir in der „Oel- und Fett-Zeitung" ein Organ erhalten, welches imstande ist, uns über alles das zu unterrichten, was für uns Wert und Interesse hat. Gedanken und Kenntnisse sind bei uns genug vorhanden, häufig aber ist Bauer und Oelmüller noch ein Begriff, und darum fehlt uns noch vielfach das Geschick, druckreife Aufsätze fertigzubringen.

Die Redaktion der „Oel- und Fett-Zeitung" erbietet sieh nun, wie sie sagt, den von uns gebotenen Stoff so zu verarbeiten, dass er mundgerecht wird für den Genuss. Von dieser Gelegenheit sollten möglichst viele Oelmüller Gebrauch machen. Bislang hatten wir Leinölmüller noch keine Zeitung, welche unseren Stand so vertrat, wie wir es wünschen mussten. Besonders ist es für ans notwendig zu erfahren, wie wir die Saat am billigsten heranbekommen, wie wir uns vermehrten Absatz schaffen können und wie wir gegen eine gewisse unsaubere Konkurrenz anzukämpfen vermögen. Wir sächsischen Oehnüller haben einen Verein gegründet, zu dem jetzt über 60 Mitglieder gehören. Es bestehen jedoch auch in vielen an-deren Gauen des Reiches Oelmüller-Vereinigungen, und ich denke, wenn diejenigen, welche etwas Rechtes und Gutes mitzuteilen haben, auch nur einmal im Jahre zur Feder greifen wollten, um ihre Ansichten und Vorschläge an dieser Stelle vorzutragen, so würde das unserem ganzen Stand zum Segen gereichen. Auch technische Erfahrungen könnte so mancher zum allgemeinen Wohl mitteilen, denn so töricht ist wohl heute nur noch selten jemand, dass er annimmt, er diene sich selbst am besten, wenn er seine Kenntnisse möglichst geheim halte. Besonders erwünscht wären Abhandlungen über Leinkuchen und Leinöl, über Speiseleinöl und technisches Leinöl, über Bezugsquellen für Leinsaat und über die Verwendung von Speiseleinöl im Haushalt und in der Heilkunde.

L. R., Oelfabrikant.
(Die Redaktion der „Oel- und Fett-Zeitung" würde hocherfreut sein, wenn recht viele Oelmüller der vorstehenden Anregung des geschätzten Herrn L. R. Folge leisten wollten.)


Historische Persönlichkeiten

Hans Paul Kaufmann
DGF Gründungspräsident
geb. 20. Oktober 1889 in Frankfurt am Main
gest. 2. Oktober 1971 in Münster
Wikipedia
Ein interessanter Artikel über H.P. Kaufmann aus INFORM, 12/2004 (mit freundlicher Genehmigung der AOCS)

Klaembt
Leben und Werk werden erschöpfend in der Dissertation von Nils Klämbt behandelt, die im Buchhandel erhältich ist:
ISBN 978-3-8047-3151-6, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Wilhelm Normann
Wilhelm Normann
Erfinder der Fetthärtung

geb. 16. Januar 1870 in Petershagen
gest. 1. Mai 1939 in Chemnitz
Wikipedia
Normann-Medaille
Ihm sind eigene Seiten gewidmet, die umfangreiche Daten und Bilder bieten


Kriegswirtschaft 1914/1915

1915
1915

"Öl- und Fettzeitung"


Kriegsausschuß für Öle und Fette im 1. Weltkrieg

1. Weltkrieg
1. Weltkrieg
Bucheckern


Margarinewerbung 1912 und 1914

Margarine 1912
Margarine 1914


DGF Mitglieder und deren Vorgänger

Harburg
Grusonwerk
Tonsil


Inflation 1923

1922 kostete ein Quartalsabonnement der "Öl- und Fettzeitung" 9 Mark. Im Januar 1923 stieg der Preis auf 240 Mark, am 24. Januar auf 150 Mark/Monat

1923
28. Februar 1923

1923
11. Juli 1923

1923
19. September 1923


24. Oktober 1923


Margarinewerbung 1929 und später

Rama 1929
Resi
Rama
Rama 1958
Sanella 1952
Nivea  1958
Rama 1959
Däna

Nivea 1958, Rama 1958 und 1959 freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Werbeanzeigen


Historische Werbefilme

Ariel, 1968 (2.9 MB, .flv)
Bärenmarke, 1959 (1.5 MB, .flv)
Bärenmarke, 1964 (8.9 MB, .flv)
Nivea, 1956 (5.1 MB, .flv)
Palmolive, 1963 (2.2 MB, .flv)
Palmolive, 1968 (2.1 MB, .flv)
Persil, 1956 (7.9 MB, .flv)
Rama, 60er Jahre (1.5 MB, .flv)
Rama, 1954 (3.1 MB, .flv)
Rama, 1956 (5.1 MB, .flv)
Schappi, 1961 (1.5 MB, .flv)
Sunil, 1956 (3.8 MB, .flv)




Eintragung der "Neuen" DGF ins Vereinsregister Münster 1948

Vereinsregister